Mythen rund um Brustkrebs unter der Lupe
Rund um Brustkrebs kursieren viele Mythen. Wir machen den Faktencheck und stellen neun gängige Mythen auf den Prüfstand.
Text: Sibylle Augsburger Hess
Lesezeit: 12 Minuten
Mythos Nr. 1
Bei jeder Brustkrebserkrankung kommt es zu einem ertastbaren Knoten.
Faktencheck:
Regelmässige Selbstuntersuchungen der Brust sind sehr wichtig, ersetzen aber nicht eine Vorsorge-Mammographie in Verbindung mit einem Brust-Ultraschall. Auf diese Weise können Knoten meist festgestellt werden, noch bevor diese fühlbar sind. Auch gibt es seltene Tumore und Vorstufen, welche nicht tastbar sind.
Mythos Nr. 2
Brustkrebs kann vorgebeugt werden.
Faktencheck:
Es gibt keine Antikrebsdiät oder sonst ein Mittel, das eine Frau vor einer Erkrankung sicher schützen kann. Jedoch sind sich Experten einig, dass ein angemessener Lebensstil das Risiko, an Krebs zu erkranken, reduzieren kann. Am Brustzentrum Rheinfelden wird ein gesunder Lebensstil anhand der fünf Säulen der Gesundheit vermittelt. Dazu zählen Ernährung, Bewegung, Atmung, naturheilkundliche Selbsthilfe und Entspannung. Wichtig sind zudem Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen.
Mythos Nr. 3
Faktencheck:
Die Grösse der Brust hat keinen Einfluss auf das Brustkrebsrisiko. Die Dichte des Brustgewebes ist das einzige physische Merkmal der Brust, welches das Brustkrebsrisiko bei Frauen nachweislich erhöht. Weil die Feststellung von Tumoren in dichtem Brustgewebe mit Mammographiegeräten schwieriger ist, wird oft ergänzend eine kontrastmittelverstärkte Magnetresonanztomographie, kurz MRI oder MRT, durchgeführt. So kann die Struktur des Gewebes besser dargestellt werden.
Mythos Nr. 4
Eine Chemotherapie ist die einzige Behandlungsmöglichkeit bei Brustkrebs.
Faktencheck:
Neben der Chemotherapie stehen weitere Therapien zur Verfügung: Operative Therapie, Strahlentherapie, Immuntherapie und antihormonelle Therapie. Die jeweilige Behandlung ist abhängig von den Merkmalen des Tumors, dem Stadium der Erkrankung sowie den Präferenzen der Patientin. Am Brustzentrum Rheinfelden steht ein ganzheitlicher, fachübergreifender und individueller Behandlungsansatz im Zentrum. Alle Befunde jeder Patientin werden im Rahmen des Tumorboards von Spezialisten verschiedener Fachrichtungen vor und nach einer Operation diskutiert. Jede Patientin wird nach einem individuellen Behandlungskonzept behandelt – denn Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs.
Mythos Nr. 5
Faktencheck:
Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass BHs – mit oder ohne Bügel – das Brustkrebsrisiko in irgendeiner Weise beeinflussen beziehungsweise erhöhen. Das gleiche gilt für die Nutzung von Deo-Sprays. Nach der Operation und in der ersten Zeit danach empfehlen wir Patientinnen, BHs ohne Bügel zu tragen, damit keine Druckstellen entstehen, die allenfalls zu Verhärtungen und Schmerzen führen.
Mythos Nr. 6
Eine Frau, die Brustkrebs hat, verliert die Brust.
Faktencheck:
Bei den meisten Frauen kann heute brusterhaltend operiert werden. Entscheidend ist die Relation von Tumor- zu Brustgrösse sowie die Verfügbarkeit gut ausgebildeter Brustchirurgen. Mit speziellen Operationstechniken können auch grössere Tumoren brusterhaltend operiert werden. Sollte ein Brusterhalt nicht möglich sein, so gibt es verschiedene Optionen einer Brustrekonstruktion mit Implantaten oder Eigengewebe. Die individuelle Situation und die Bedürfnisse jeder einzelnen Patientin haben dabei einen grossen Stellenwert. In Rheinfelden gibt es mehrere spezialisierte Brustchirurgen sowie plastische Chirurgen im Team.
Mythos Nr. 7
Faktencheck:
Auch in der Schwangerschaft oder Stillzeit kann Brustkrebs auftreten, was allerdings sehr selten vorkommt. Andererseits gibt es wissenschaftliche Hinweise, dass Stillen das Brustkrebsrisiko senken kann.
Mythos Nr. 8
Krebstherapie bedeutet Haarausfall.
Faktencheck:
Nicht jede Krebsbehandlung führt zu Haarausfall. Bei einer Strahlentherapie fallen die Haare zum Beispiel nicht aus. Bei einer antihormonellen Therapie kann es durch den Hormonentzug zu einem leichten Haarverlust kommen – muss aber nicht. Dagegen führt nahezu jede Chemotherapie zu einem vorübergehenden Haarverlust. Dabei können sämtliche Haare (auch Augenbrauen und Wimpern) verloren gehen. Mit Ende der Therapie setzt der erneute Haarwuchs (oft auch stärker als vorher) rasch wieder ein. In dieser für viele Frauen belastenden Situation stehen Ihnen unsere Zweithaarspezialisten frühzeitig zur Seite.
Mythos Nr. 9
Faktencheck:
Nicht nur Frauen können Brustkrebs bekommen. Auch Männer können von Brustkrebs betroffen sein: Auf etwa 100 Erkrankungen bei Frauen kommt eine bei einem Mann. In der Schweiz erkranken jährlich 40 – 50 Männer an Brustkrebs.