Wie geht es Jannie heute?
Im Frühling vor fünf Jahren erhielt Jannie Schaffner die Diagnose Brustkrebs. Im Gespräch erzählt sie, wie es ihr heute geht, was sich seit der Diagnose verändert hat und warum es ihr so wichtig ist, über Brustkrebs zu sprechen.
Text: Sibylle Augsburger Hess
Lesezeit: 5 Minuten
Als wir Jannie Schaffner anfragten, ob sie uns erzählen mag, wie es ihr heute geht, sagte sie sofort zu. So sitzen wir gemeinsam bei uns im Spital Rheinfelden in der Cafeteria und sie sagt: «Es geht mir gut.» Sie war 59 Jahre alt als sie vor etwas mehr als fünf Jahren die Diagnose Brustkrebs erhielt und am Brustzentrum Rheinfelden brusterhaltend operiert wurde. Damals sprach sie das erste Mal für unsere Community über die Erkrankung und ihre Erfahrungen.
Die Narbe an der Brust ist zwar da und spürbar, sie empfindet diese aber nicht als schlimm. «Die Diagnose und Operation habe ich nie als Zäsur empfunden, die Erkrankung gehört zu meinem Leben», erzählt sie. Ihr Leben hat sie nicht grundlegend verändert. «Mein ganzes Leben umstellen, das kann ich nicht – dafür bin ich zu wenig konsequent», sagt sie. Sie sei immer noch die Selbe, einzig emotionaler sei sie geworden.
Jannies Familie ist in den letzten Jahren gewachsen und sie ist stolze Grossmutter von vier Enkelkindern. Regelmässig steht sie im Einsatz und kümmert sich um die Kinder. «Die Familie ist mir sehr wichtig und ich möchte meine Enkelkinder möglichst lange aufwachsen sehen», sagt sie. Nach der Diagnose war es ihre Familie, die Angst um sie hatte und sich Sorgen machte. Dies zu spüren, war für sie fast schwieriger, als die eigene Erkrankung selbst. Wenn sich andere um sie kümmern, bereitet ihr dies Mühe. Lieber zieht sie sich zurück und sucht für sich eine Lösung. Sie lässt die Dinge auf sich zukommen und schaut nach vorne. «So bin ich», sagt sie und ergänzt lachend: «Meine Liebsten würden sagen, Jannie geht einfach weiter und braust durch.»
Um zu verhindern, dass der Brustkrebs erneut auftritt, macht Jannie eine Antihormontherapie und schluckt täglich eine Tablette. Die Nebenwirkungen der sogenannten endokrinen Therapie wie Hitzewallungen, Müdigkeit und Gelenkbeschwerden seien mühsam. Sie hoffte, fünf Jahre nach der Operation und brustkrebsfrei, das Medikament nicht mehr einnehmen zu müssen. Obwohl sie die Nebenwirkungen am liebsten wegzaubern würde, kommt es für sie nicht in Frage, auf das Medikament zu verzichten. Sie hat sich aufgrund der Empfehlung der Ärzt:innen bewusst dazu entschieden, die Therapie weiter zu führen. «Damit bin ich gut gefahren», sagt sie und ergänzt: «Ich mache das Beste aus der Situation und gehe vorwärts.» An ihrer positiven Einstellung hat sich nichts verändert. Sie fühlt sich damals wie heute gut betreut und begleitet.
Für viele ist Brustkrebs nach wie vor ein Tabu, für Jannie umso mehr ein Grund, über die Erkrankung und ihre persönlichen Erfahrungen zu sprechen. So unterschiedlich eine Brustkrebserkrankung auch ist, so individuell ist der Umgang mit der Erkrankung. Die gebürtige Niederländerin rät Frauen, sich regelmässig einer Mammografie zu unterziehen. Auch junge Frauen können an Brustkrebs erkranken. «Das verdrängen viele, doch Krebs kann jeden treffen», sagt Jannie. Sie selber bemerkte den Tumor damals nicht, er wurde durch Zufall bei einer Mammografie im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung festgestellt. Nicht im Internet zu recherchieren, ist ihre zweite Empfehlung. Die Informationen, die im Netz erscheinen, würden Angst machen und verunsichern. Zentral ist für sie eine gute, umfassende Beratung und Betreuung durch Fachleute.
Angst vor der Zukunft hat Jannie nicht. Zu spüren sind vielmehr Dankbarkeit und Lebensfreude. «Ich pflege Kontakt zu vielen tollen Menschen in der Schweiz und in meinem Heimatland Holland, das ich regelmässig besuche», erzählt sie.