Die Expertise vom Brustzentrum trägt mich!
Die Diagnose Brustkrebs trifft jedes Jahr etwa 6'550 Schweizer:innen.¹ Das Brustzentrum Rheinfelden nimmt sich seiner Patient:innen ganzheitlich und individuell an: Neben den Schulmediziner:innen und Komplementärmediziner:innen werden die Patient:innen während der gesamten Diagnostik und Therapie auch von einer sogenannten Breast Care Nurse begleitet. Im Interview berichten die Patientin Kim Rosner und ihre Breast Care Nurse Cornelia Batram, wie diese Begleitung abläuft und was sie bringt.
Text: Dieser Artikel ist in Kooperation mit Mediaplanet entstanden.
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Kim, wie kam es zu Ihrer Diagnose?
Kim Rosner: Vor gut einem Jahr, ich war 31 Jahre alt, ertastete ich abends im Bett einen Knoten in meiner rechten Brust. Mir war sofort klar, dass das ernst war. Ich wusste, was auf mich zukommen wird – meine Mutter hatte Brustkrebs. Meine Frauenärztin überwies mich direkt ans Brustzentrum Rheinfelden. Zur Begrüssung sagte ich Dr. med. Maik Hauschild, Chefarzt der Frauenklinik Rheinfelden und ärztlicher Leiter des Brustzentrums Rheinfelden, dass ich ihn nie hatte kennenlernen wollen. …
… Nach einem Blick auf meine Akte nickte er verständnisvoll: Nach der Mutter hatte er jetzt die Tochter als Patientin. Ultraschallbilder und Gewebeprobe bestätigten: Ich hatte Brustkrebs. Leider waren auch schon Lymphknoten befallen. Dr. Hauschild gab mir mit der Diagnose viel Zuversicht mit: Ich sollte meine ganze Energie darauf ausrichten, wieder gesund zu werden – und mir keine zu grossen Sorgen machen. Er kündigte an, dass mich innerhalb einer Stunde eine Breast Care Nurse anrufen würde. Kaum zu Hause angekommen, klingelte das Telefon.
Cornelia, wie bereiten Sie sich auf den ersten Kontakt mit Ihren Patient:innen vor?
Cornelia Batram: Meist treffe ich die Patient:innen direkt nach der Diagnose persönlich. Mitunter ist der erste Kontakt ein Telefonat. Ich sammle vorab so viele Informationen wie möglich zu den Patient:innen. Im Gespräch höre ich genau hin, in welcher Lage die Patient:innen sind. Was beschäftigt sie? Worüber sorgen sie sich? Was verängstigt sie?
Kim Rosner: Mir nahm das Telefonat mit Cornelia Batram eine Riesenlast. Sie hatte einen Plan für mich. Die ersten Behandlungstermine standen, ich wusste nach unserem Gespräch, wann ich wo zu sein hatte. Frau Batram vermittelte mir das Gefühl, dass da jemand ist, der sich um mich kümmert. Ich war erleichtert – hatte ich doch mit dem Verarbeiten der Diagnose schon genug zu tun.
Cornelia Batram: Unsere Patient:innen stehen mitten im Leben, sind voller Lebenskraft und haben alle Hände voll zu tun. Die Brustkrebsdiagnose wirkt wie eine Vollbremse. In dieser Situation helfe ich nach dem Prinzip der kleinen Schritte. Ich nehme die Patient:innen an die Hand. Gemeinsam entwickeln wir einen individuellen Behandlungsplan und verfolgen ihn schrittweise. Wir schauen immer nur auf den nächsten Schritt – nicht auf die vielen, die noch kommen.
Kim, wie empfinden Sie die Betreuung am Brustzentrum während der Therapie?
Kim Rosner: Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl. Ich treffe dort auf Menschen mit unterschiedlicher fachlicher Expertise und kann jede und jeden ansprechen. Ich finde immer ein Ohr für meine Fragen, Gedanken und Sorgen. Ich weiss, ich kann alles herbringen und alles hierlassen. Die Betreuung ist ganzheitlich angelegt, neben den Gynäkolog:innen und Onkolog:innen sind auch Psychoonkolog:innen im Team, deren Rat ich schon mehr als einmal brauchte. Auch die Komplementärmedizin, die hier Hand in Hand mit der Schulmedizin geht, gibt mir viel für meinen neuen Alltag mit Krebs mit. Die Expertise des Brustzentrums trägt mich. Für meine Familie, besonders für meine Mutter, ist es wichtig, mich in guten medizinischen Händen zu wissen. Das nimmt allen einen Teil der Sorgen um mich.
Cornelia Batram: Für uns ist wichtig, dass wir uns den Patient:innen ganzheitlich zuwenden, sie in ihrem Schicksal sehen. Dafür nehme ich mir immer Zeit.
Kim Rosner: Das stimmt. Selbst wenn wir uns nur im Gang treffen – Cornelia Batram hat immer eine Minute für mich. Wir haben einen guten Draht zueinander.
Cornelia, wie gelingt es Ihnen, die Schicksale Ihrer Patient:innen mitzutragen?
Cornelia Batram: Ich tausche mich mit ihnen aus und versuche, so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen. Und ich handle schnell, wenn sich ein konkretes Bedürfnis zeigt. Mein Ziel: den Patient:innen ihre Unsicherheit und Angst zu nehmen. Bei manchen Betroffenen ist das einfacher als bei anderen. Patient:innen, deren Brustkrebs zum Beispiel nach Jahren wiederkehrt, kann ich nicht so einfach Optimismus spenden. Die wissen um den Ernst ihrer Situation und diese beschäftigen mich auch nach Feierabend noch. Ich lenke mich dann ab – gehe joggen, mache Fitnessübungen und singe im Chor.
Kim, was war ein Moment, bei welchem Sie besonders froh über Ihre Breast Care Nurse waren?
Kim Rosner: Ich erinnere mich an einen Moment während der Chemo, als mir die Haare ausfielen und mein Aussehen mich sehr belastete. Cornelia Batram stand mir in dieser Zeit bei und hörte mir zu.
Cornelia Batram: Und es war so rührend, als Kim Rosner mir später erzählte, dass ihr Freund sich aus Solidarität auch die Haare abrasiert hat. Ein Haarausfall während der Chemo, ein veränderter Körper nach einer OP – das sind Themen, die ich mit den Patient:innen bespreche. Ich berate sie auch zu Ernährung, Sport, naturheilkundlichen Anwendungen oder Sexualität – bei Bedarf beziehe ich auch Familienangehörige mit ein. Ich vermittle zudem Kontakte zu Sozialdiensten, Selbsthilfegruppen und psychologischen Diensten. Jede betroffene Person bekommt angeboten, was sie braucht, unabhängig von ärztlichen Terminen. Darüber hinaus begleite ich die Mind-Body-Medizin-Kurse, die den Patient:innen zeigen, wie sie ihre Selbstheilungskräfte aktivieren und eigenverantwortlich einen gesundheitsfördernden Lebensstil im Alltag entwickeln können.
Kim, wie geht es Ihnen heute?
Kim Rosner: Ich komme wieder in meine Kraft – und freue mich über jeden Tag. Noch bin ich krankgeschrieben, aber mit dem kommenden Schuljahr starte ich wieder als Lehrerin in der Grundschule.