«Ich habe schon zwei grosse Chemos hinter mir.»
Diana Sarah Breuer, verheiratet und Mutter von zwei kleinen Kinder, erzählt von ihrer Chemo. Sie ist eine Kämpfernatur. (Interview: 26. Januar 2022)
Text: Jennifer Küng
Lesezeit: 4 Minuten
Ende 2021 geht alles ganz schnell. Zwischen dem Moment als Diana den Knoten in ihrer Brust ertastet und dem Start ihres Therapieprogramms vergehen nur wenige Wochen.
Wie gehen Sie mit der Chemotherapie um?
Diana: Ich bin ein sehr positiver Mensch. Mein Weg wird gut – das weiss ich. Am Anfang war es nicht einfach. Ich kann’s nicht anders sagen, aber ich war sehr schockiert über die Diagnose «Brustkrebs». Sobald mir die Ärzte und Pflegenden mitgeteilt haben, dass ich Chemo machen kann, hatte ich ein Ziel vor Augen. «Ich will kämpfen!»
Was hat Sie dazu bewogen, sich für die Chemotherapie zu entscheiden?
Diana: Ich liebe mein Leben und meine kleine glückliche Familie. Ich habe zwei wundervolle Kinder und einen wirklich tollen Mann. Nach der Chemo möchte ich wieder auf mein Pferd steigen und reiten gehen. Tiere sind die beste Therapie.
…und wieso am Brustzentrum Rheinfelden?
Diana: Meine Frauenärztin ist Dr. med. Ulrike Dombrowski am Fachärztehaus in Frick. Ich war schon immer am GZF. Auch meine zwei kleinen Kinder habe ich da zur Welt gebracht. Ich fühle mich aufgehoben und gut umsorgt. Innerhalb einer Woche nach dem Befund, wurde alles am Brustzentrum Rheinfelden aufgegleist.
Wie läuft so eine Chemo ab?
Diana: Ich muss vielleicht zuerst erwähnen, dass mir ein sogenannter «Port» eingesetzt worden ist. Dort hinein kommt die Infusion, welche ich jedes Mal während der Chemo erhalte. Grundsätzlich hänge ich etwa zweieinhalb Stunden am Tropf. Ich habe vier grosse Chemos, so nenne ich sie. Diese erhalte ich alle zwei Wochen. Stand jetzt habe ich noch zwei grosse vor mir. Danach starten die 12 kleinen Chemos, welche ich wöchentlich erhalte. Die Dosis wird dann natürlich reduziert. Der Krebs kann sich nämlich anpassen – so haben es mir jedenfalls die Ärzte erklärt.
Während der Chemo kommt Ellen Mirkai, Fachfrau für Aromapflege, vom Brustzentrum kurz ans Bett von Diana Sarah Breuer. Die Fachfrau legt ihr einen Leberwickel an. Dieser dient dazu, die Chemo erträglicher zu machen und hilft dem Körper, die Schadstoffe auszuscheiden.
Diana: Ach ja, das habe ich ganz vergessen, die Leberwickel sind wirklich sehr angenehm. Frau Mirkai hat mir gezeigt, wie ich das zuhause selber machen kann.
Chemo ist langweilig. Um sich die Zeit zu vertreiben, bringt Diana oft ein Buch mit in die Therapie.
Sie haben eine Vorgeschichte mit dem Gen*. Wie haben Sie von Ihrem Krebs erfahren?
Diana: Das war Ende November 2021. Vielleicht zunächst noch etwas zu meiner Person. Ich glaube an Gott und Engel aber man kann sie nicht sehen. Man begegnet ihnen unbewusst in anderen Formen. Ein Tag nach der Beerdigung meiner Oma lag ich auf dem Sofa. Ich bemerkte einen Knoten in meiner Brust. Dazu gibt es eine Vorgeschichte, meine Mama ist an Krebs gestorben, weshalb ich alle sechs Monate eine Untersuchung hatte. Am gleichen Tag konnte ich zu meiner Frauenärztin. Danach ging alles ganz schnell. Screening der Brust bei Dr. med. Maik Hauschild, Entnahme einer Gewebeprobe und eine Woche später hatte ich bereits das Ergebnis. Weiter ging es ins Clara Spital. Dort hatte ich ein Ganzkörper-Screening. Glück im Unglück – der Krebs hatte nicht gestreut. 50 Prozent war da für mich schon erledigt. Es war für mich ein toller Tag. Ich wusste, jetzt kann ich kämpfen. Am 15. Dezember 2021 hatte ich dann bereits meine erste Chemo.
*Bei etwa fünf bis zehn Prozent der Krebserkrankungen besteht eine genetische Prädisposition. Hinweise darauf können ein besonders junges Erkrankungsalter, eine beidseitige Brustkrebserkrankung oder ein gehäuftes Auftreten von Brust- und/oder Eierstockkrebs in der Familie sein.
Fast drei Stunden in der Chemo, das ist eine lange Zeit. Was machen Sie eigentlich in dieser Zeit? Und was geht Ihnen durch den Kopf?
Diana: Ich lese gerne. Mein aktuelles Buch heisst «Gib’s mir Schatz». Ist wirklich sehr amüsant! (schmunzelt) Chemo ist langweilig, daher nehme ich niemanden mit. Ich bin dann gerne alleine. Letzte Woche habe ich Sandra kennengelernt. Ich bin ja noch nicht lange im Zimmer, aber wir haben uns schon ein wenig angefreundet. Sie liegt immer neben mir. Während der Chemo habe ich viel Zeit. Das Nachdenken über meine Familie und die Zukunft hilft mir, denn mein Kopf ist so nicht beim Krebs.
Übelkeit, Erschöpfung, Haarausfall - Wie gehen Sie mit Nebenwirkungen um?
Diana: Ich nehme Medikamente. Die helfen gegen die Schmerzen. Allerdings wird mir von diesen Tabletten schlecht. Daher nehme ich noch Lutschtabletten, die machen es aushaltbar. Nach der Chemo bin ich sehr müde. Ich brauche vier Tage, bis ich wieder «fit» bin. Weitere Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Lustlosigkeit, Temperaturschwankungen, Schwindel (wellenartig) und ein flauer Magen – ich muss mich dann auch hinlegen. Meine 3-Jährige liegt dann oft zu mir, das finde ich sehr schön. Ich kann nur sagen - Ablenkung hilft! Ich weiss, dass ich mich um meine Familie kümmern muss, ich werde gebraucht.
…Chemo und plötzlich keine Haare mehr. Welche Bedeutung haben Haare für Sie?
Diana: Mit einer Glatze ist man näher an der Krankheit, so beschreiben es jedenfalls viele Krebspatienten. Ich habe aber kein Problem damit. Mein Mann wollte sich auch seine Haare abrasieren. Aber ich wollte das nicht, er hat doch so schönes volles Haar! Wenn wir weggehen, trage ich allerdings eine Perücke. Mein Mann wird nicht gerne angestarrt. Sonst bin ich Kappenträgerin – ich liebe Kappen in allen bunten Farben Die Kinder gehen erstaunlicherweise gut damit um. Wir haben ihnen das auf eine spielerische Art vermittelt.
Diana und Amadeus, Fachmann für Onkologiepflege am Gesundheitszentrum Fricktal.
Was möchten Sie noch sagen?
Diana: Es gab einen Moment, da war ich kurz schwach. Ich habe geweint. Die Situation hat mich überwältigt. Dann bin ich aber wieder aufgestanden. Ich möchte kämpfen. Es ist wichtig, offen mit der Krankheit umzugehen. Es gibt Menschen, die sprechen mich nicht an. Sie haben Angst. Für mich ist es wichtig, anderen Mut zu machen.