«Diesen Kampf gewinne ich!»
Nach der Brustkrebs Diagnose ist für Ramona Suter-Hofer klar: «Ich werde nicht den Weg gehen, den meine Mutter gegangen ist, ich werde diesen Kampf gewinnen.»
Text: Sibylle Augsburger-Hess
Lesezeit: 8 Minuten
Ramona Suter-Hofer verliert als 15-jähriges Mädchen ihre Mutter an Brustkrebs. Aufgrund ihrer Familiengeschichte lässt sie jährlich eine Mammografie durchführen. Im Oktober 2020 wird dabei in ihrer rechten Brust eine sternförmige Anomalie festgestellt. Es folgt eine Biopsie am Brustzentrum Rheinfelden und am Universitätsspital Basel. Dann die Diagnose: Mammakarzinom – Brustkrebs.
Im ersten Moment verliert die dreifache Mutter den Boden unter den Füssen, hadert mit dem Schicksal und fragt sich, warum gerade jetzt. Aufgrund der Erkrankung ihrer Mutter und ihrer Tante wurde ein erhöhtes persönliches Risiko berechnet, selbst an Brustkrebs zu erkranken. Die genetische Abklärung, die sie zwei Jahre zuvor gemacht hatte, zeigte keine bekannte Genveränderung, was jedoch eine Brustkrebsveranlagung nicht ausschliesst.
Eine Woche nach der Diagnose steht für die 41-Jährige fest: «Ich werde nicht den Weg gehen, den meine Mutter gegangen ist, ich werde diesen Kampf annehmen und ihn gewinnen!»
«Auch Negatives kann man positiv formulieren.» Mithilfe von Zeichnungen und Symbolen erklärt Ramona Suter-Hofer ihrem Jüngsten, was da gerade passiert.
Dann geht es schnell. Bereits Ende Dezember 2020 folgt die Operation im Brustzentrum Rheinfelden. Sie entschliesst sich für eine beidseitige Mastektomie, eine beidseitige Entfernung der Brustdrüsen, verbunden mit einem Wiederaufbau der Brust. Ausschliesslich den Tumor entfernen und die Brust erhalten, ist für sie keine Option. «Ich wollte, dass das Ganze abgeschlossen ist.». Als sie nach der Operation aufs Zimmer kommt, wo ihr Mann auf sie wartet, begrüsst sie ihn mit den Worten: «Es ist vorbei, der Krebs ist raus, ich bin gesund und wir können nach Hause.»
Positiv bleiben, darüber reden, nichts in sich hineinfressen und wenn die Tränen kommen, diesen Raum geben – für Ramona Suter-Hofer eine Lebenseinstellung, die sie schon vor ihrer Brustkrebserkrankung hatte und ihr ganz besonders durch diese schwierige Zeit hilft. «Auch Negatives kann man positiv formulieren.»
Von ihrem Umfeld fühlt sie sich getragen. Ihr Mann unterstützt sie in ihrem Entscheid und ihrem jüngsten Sohn erklären sie die Situation gemeinsam mit einer Skizze: Ein weiblicher Oberkörper, die rechte Brust mit einem sternförmigen Punkt versehen. «Dieser Punkt ist der Tumor, der Krebs, der mich krank macht und raus muss, damit es mir nicht immer schlechter geht», erklärt sie ihm. «Nicht der Krebs im Wasser, sondern ein Krebs, der mich krankmacht», sagt sie und ergänzt, dass sie deshalb ins Spital muss und er sie nach der Operation besuchen kann. Der Siebenjährige schaut seine Eltern an, nickt und fragt, ob er wieder spielen darf. In den folgenden Tagen zeichnet er die Skizze nach und teilt auf diese Weise allen, die ihm begegnen, mit, was seine Mutter hat.
Dem 20-jährigen Sohn muss sie vor der Operation zwei Dinge versprechen: «Versprich mir, dass du nicht stirbst und dass du aufhörst zu rauchen. » Das erste Versprechen gibt sie ihm sofort, das zweite mit dem Vorbehalt, dass sie aufhören wird, aber noch nicht weiss, wann dies ist. Vor der Operation raucht sie ihre letzte Zigarette.
Wenn Ramona Suter-Hofer sich heute im Spiegel betrachtet, tut sie dies mit einem guten Gefühl. Die Brüste werden in derselben Operation mit Silikon wiederaufgebaut. Sie sind kleiner als vor der Operation, aber das ist in Ordnung. Dass eine Brustwarze nach der Operation aufgrund mangelnder Durchblutung abstirbt*, erklärt sie mit einem Vergleich: Das ist wie bei einer Pflanze, die umgetopft wird und keine Wurzeln schlägt. Die Hauptsache ist jedoch: «Ich bin gesund.»
*Anmerkung der Redaktion: Das Absterben der Brustwarze ist eine seltene Komplikation. Zur Rekonstruktion gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Brustwarze kann auch tätowiert werden.