Pfefferminz Roll-Ons, Riechstifte und Einreibungen
Die Aromapflege ist ein ergänzendes Pflegeangebot zur Linderung von Beschwerden und zur Förderung des Wohlbefindens. Elke Küchle, Fachfrau für Aromapflege am Brustzentrum Rheinfelden, gibt Einblick in ihren Arbeitsalltag.
Text: Sibylle Augsburger Hess
Lesezeit: 8 Minuten
«Mögen Sie es lieber blumig oder lieber herb?» Elke Küchle besucht eine Patientin, die am Tag zuvor operiert wurde und eruiert im Gespräch, mit welcher Aromapflege sie der Patientin etwas Gutes tun kann. Die rote Zeder steht für Stärke, gibt Kraft und Wurzeln, die Rose in Kombination mit Geranie löst Ängste, stärkt das Immunsystem und sorgt für einen wachen Geist, die Orangenblüte beruhigt, hellt die Stimmung auf und gilt als Psychopharmaka unter den ätherischen Ölen.
Aromapflege ist die äusserliche Anwendung von natürlichen Duftstoffen im pflegerischen Umfeld. Die Duftstoffe gelangen über die Haut in den Blutkreislauf und zu den Organen sowie über die Riechnerven zum zentralen Nervensystem. Sie wirken mal mehr im körperlichen, mal mehr im psychischen Bereich. Schon als Kind hat Elke Küchle zu Hause gelernt, dass Pflanzen seelische und körperliche Beschwerden lindern können.
Individuelle Wünsche und Bedürfnisse berücksichtigen
Für einen Riechstift vereint sie drei ätherische Öle, die gemeinsam eine Kopf-, Herz- und Basisnote bilden und eine entsprechende Wirkung entfalten. Elke Küchle ist es wichtig, dabei die Wünsche und Vorlieben sowie die jeweils persönliche, momentane Situation der Patientin zu berücksichtigen. Am Morgen ist sie bei der Arztvisite dabei. Erfährt so, wie es den Patientinnen geht und kann bei ihrem anschliessenden Besuch bereits auf die Bedürfnisse der Frauen eingehen. Am Brustzentrum Rheinfelden erhalten die Patientinnen während des stationären Aufenthalts je nach Bedarf und Beschwerden individuelle Wickel, Waschungen, Einreibungen, spezielle Massagen, Auflagen, Riechstifte mit verschiedenen Aromaölen und Fussbäder.
«Weniger ist mehr.»
Einige Patientinnen haben bereits sehr klare Vorstellungen, andere sind froh, um die Beratung und Unterstützung der Fachfrau. Eine Patientin klagte bei der Visite über Kopfschmerzen. Für sie macht Elke Küchle einen Aroma-Roll-on mit ätherischen Ölen der Pfefferminze bereit. Menthol entfaltet eine lokale anästhesierende Wirkung. Pfefferminzöl kann ausserdem die Wirkung der Schmerz-Nerven-Botenstoffe Serotonin und Substanz-P hemmen. Der frische, kühlende Duft verhilft zu einem freien Kopf und klaren Gedanken.
Die passende Mischung bereitet sie für jede Patientin individuell zu. In einer Schublade stehen die kleinen Fläschchen mit den ätherischen Ölen bereit. «Weniger ist mehr», erklärt sie und zählt behutsam die Anzahl Tropfen für einen Riechstift ab. Die Farbe des Riechstiftes wählt sie passend zur Mischung und versieht diesen mit einer Etikette und dem Verfalldatum.
Körper, Geist und Seele werden angesprochen
Mit Hilfe der ätherischen Öle können Beschwerden oder Nebenwirkungen einer Behandlung gemildert, die Gesundheit und das Wohlbefinden gefördert und die Stimmungslage verbessert werden. Körper, Geist und Seele werden angesprochen. Wie bei klassischen Medikamenten reagiert jede Person unterschiedlich auf die ätherischen Öle. Wichtig ist, dass nur hochwertige, reine Öle verwendet werden und die Anwendung durch geschultes Fachpersonal erfolgt. Auch pflanzliche Arzneimittel können falsch eingesetzt oder überdosiert werden. Unter der Leitung von Dr. med. Stefanie Stirnberg, Oberärztin und Leiterin der Integrativen Medizin am Brustzentrum, wird das Angebot laufend neu evaluiert und die Mitarbeitenden bilden sich regelmässig weiter.
«Hier kommt der Duft für die Seele», sagt Elke Küchle als sie erneut das Zimmer betritt und überreicht den Riechstift. Mit dabei hat sie ein Glasfläschchen mit einer Mischung für eine Fusseinreibung. Sie fährt das Bett der Patientin nach oben und befreit ihre Füsse von den Stützstrümpfen. «Lassen Sie die Beine ganz schwer und entspannen Sie», fordert sie die Patientin auf und nimmt den ersten Fuss zwischen ihre Hände. Mit ruhigen, feinen Bewegungen reibt sie die Fussseiten ein, von der Ferse bis zu den Zehen, hält einen kurzen Moment inne und beginnt von vorne. Dann wechselt sie zur Fusssohle, wo sie mit mehr Druck weiter massiert. Die Patientin entspannt sich immer mehr, schliesst die Augen, atmet ruhig. Nach der Einreibung meint sie: «Das ist wunderbar.»